Weinberg Serenade / Feuer
07/07/2024
Rita
09/07/2024
Weinberg Serenade / Feuer
07/07/2024
Rita
09/07/2024

8.7

Opera

Teatro Comunale di Cormons

Hiermit wird bekannt gegeben, dass die Aufführung von „Così fan tutte“ wegen schlechten Wetters im Stadttheater Cormons stattfinden wird

Guglielmo:

Meine Damen, ihr treibt es mit vielen,
sodass, um die Wahrheit zu sagen,
ich beginne zu verstehen,
wenn sich die Liebhaber beklagen.
Ich mag euer Geschlecht,
das wisst ihr, jeder weiß es;
jeden Tag beweise ich es euch,
gebe euch Zeichen meiner Freundschaft;
aber das, was ihr mit so, so vielen treibt,
macht mich ganz traurig.
Tausendmal griff ich zum Schwert,
um eure Ehre zu retten,
tausendmal hab ich euch verteidigt,
mit dem Wort und mehr noch mit dem Herzen;
aber das, was ihr mit so, so vielen treibt,
ist eine ziemlich lästige Unsitte.

 

Mozarts letzte Oper nach Le nozze di Figaro (1786) und Don Giovanni (1787) mit einem Libretto von Lorenzo Da Ponte ist Così fan tutte (ossia La Scuola degli amanti), seine letzte Opera buffa: Es sollen noch das Singspiel Die Zauberflöte und die Opera seria La clemenza di Tito folgen.

Das Werk entstand zwischen Oktober 1789 und Januar 1790 und wurde am Abend des 26. Januar 1790 im Wiener Burgtheater uraufgeführt: Der Publikumserfolg war mäßig, die Kritik in der Presse hervorragend. Nach der vierten Aufführung jedoch führten der Tod des Kaisers und Mäzens Joseph II. im Februar und die darauffolgende Schließung der Wiener Theater wegen Staatstrauer zur Verschiebung der Aufführungen auf den folgenden Sommer.

Eine Kuriosität in Verbindung mit der Oper bringt Mozarts Gegenspieler in Wien, den Hofkomponisten Antonio Salieri, ins Spiel, dem Da Ponte offenbar zuerst das Libretto angeboten hatte, wie aus einigen Schriftstücken hervorgeht, die Salieris handschriftlichen Entwurf der ersten Arien belegen. Wann und warum Salieri die Oper abgelehnt hat, ist unklar, aber Tatsache ist, dass Mozart trotz seiner damaligen schweren finanziellen Sorgen ein brillantes und unterhaltsames Werk voller genialer musikalischer Einfälle schrieb.

Die Handlung des Librettos scheint originell, aber eine dichte Verflechtung von Zitaten verweist auf Ovid, Boccaccio, Ariosto, Marivaux und Goldoni. Thema ist die weibliche Tugend, für die im Gegenzug eine desillusionierte Bereitschaft angeboten wird, ohne sentimentale Bedenken oder moralische Skrupel die Gelegenheiten zur Liebe zu ergreifen, die das Leben bietet, wie es die schlaue Zofe Despina in ihrer Lektion über die Ars Amandi den Schwestern Fiordiligi und Dorabella erklärt. Diese werden nämlich von ihren Liebhabern getäuscht, die sich ihnen verkleidet als neue Verehrer vorstellen, und geben schließlich den Schmeicheleien nach, wobei es ungewollt zu einem Tausch der Paare kommt.

Diese außergewöhnliche literarisch-musikalische Verflechtung, die wie alle großen „Klassiker“ jede Zeit mit gleicher emotionaler Wirkung anspricht, wird nun vom Festival in einer neuen Inszenierung gezeigt, die die Handlung ins Jahr 1968 verlegt, dem Jahr der kulturellen, sexuellen und gesellschaftlichen Revolution. So können wir uns Fiordiligi und Dorabella nicht mehr als zwei bürgerliche Mädchen aus dem 18. Jahrhundert vorstellen, sondern als Studentinnen, die an der Frauenbewegung teilnehmen. Und ihre Liebhaber Guglielmo und Ferrando sind junge Idealisten, Hippies oder Aktivisten, die nicht nur die Liebe, sondern auch die moralischen Werte ihrer Partnerinnen auf die Probe zu stellen bereit sind. Don Alfonso, der „alte Philosoph“, der die Handlung spinnt, ist hier ein desillusionierter Intellektueller, vielleicht ein ehemaliger Revolutionär der 1950er Jahre, während Despina eine emanzipierte und unkonventionelle Frau sein könnte, eine echte Tochter der 68er-Bewegung.

Auch das Bühnenbild passt: keine italienischen Gärten oder adligen Salons mehr, sondern eine Hippie-Kommune zwischen Bäumen und Lagerfeuern, Plakaten mit Slogans und Räucherstäbchen.

Doch jetzt wird es noch einmal spannend: Kann es in einer sich verändernden Welt noch Treue geben? Kann man noch an die romantische Liebe glauben, oder ist alles nur ein Spiel der Rollen und Illusionen?